Das STATEMENT von CHICKS* freies performancekollektiv, WILDWECHSEL-Festival und Theater Plauen-Zwickau zur Absage der Gastspiel-Produktion LECKEN findet ihr HIER
vom 13. - 17. September in Zwickau
1. Die Festivalinszenierungen
2. Die künstlerische Agora
3. Austausch
4. Die Preisverleihung
5. Statement des AK-OST
Ausgewählt unter Beteiligung von Kindern und Jugendlichen
Zwei Jurys haben über das Programm entschieden. Die Theaterjury aus den drei Expert*innen Anne Britting, Eva Stöhr und Brian Völkner hat aus ca. 40 eingesendeten Bewerbungen eine Longlist aus elf Inszenierungen erstellt. Diese wurde in Inszenierungsausschnitten von Zwickauer Kindern und Jugendlichen gesichtet. In einem gemeinsamen Auswahlprozess haben beide Jurys gemeinsam fünf Festivalproduktionen ausgewählt.
Die fünf Festivalproduktionen waren
DINGE DINGEN Jan Rozman und Julia Keren Turbahn mit Jan Kress, Berlin, 5+
KOMPOST HORROR Theater an der Parkaue, Berlin, 8+
ALL DAS SCHÖNE Landestheater Eisenach, 12+
LECKEN Chicks* freies performancekollektiv, Berlin und Leipzig, 14+
SO GLÜCKLICH, DASS DU ANGST BEKOMMST Figurentheater Chemnitz, 15+
Die Inszenierung LECKEN wurde vom Theater Plauen-Zwickau aufgrund des kurzfristigen Ausfalls einer in Aussicht gestellten Förderung abgesagt. Die Absage führte zu einem kulturpolitischen Eklat und zahlreichen Diskussionen, da sowohl die Produktion als auch das Ensemble im Vorfeld Hetzattacken und Anfeindungen aus den rechten Szenen ausgesetzt war und die Absage als politisches Einknicken gelesen wurde. Das Festival verwehrte sich dieser Lesart, konnte dies aber nicht durchgängig glaubhaft kommunizieren. Die Inszenierung erhielt von der Jugendjury im Rahmen der Preisverleihung am Ende des Festivals einen Ehrenpreis.
Weiterhin würdigte die Kinderjury die Inszenierung DINGE DINGEN und die Jugendjury die Inszenierung ALL DAS SCHÖNE.
Zwickauer Jugendliche begleiteten als mobile Reporter*innen das Festival und posteten ihre Beiträge auf dem Instagram-Kanal des Festivals.
Das Partizipationsformat des AK OST
Die Künstlerische Agora wurde von Karola Marsch bereits für das WILDWECHSEL-Festival in Bernburg 2021 als künstlerisches Austauschformat des AK OST entwickelt und in Zwickau fortgesetzt.
Mit Workshops, Performances und Präsentationen in der Stadt können Kinder und Jugendliche selbst künstlerisch tätig werden.
Das Konzept setzt auf die Beteiligung und Mitgestaltung des Publikums. In Zwickau richtete die Künstlerische Agora den inhaltlichen Fokus auf soziale Mobilität als Überbrückung von Differenzen im Sinne eines demokratischen und gemeinschaftlichen Miteinanders. Aufgrund des kurzfristigen Förderausfalls sagte das Theater Plauen-Zwickau zwei Formate der Künstlerischen Agora ab, wurden andere Formate stark eingeschränkt und musste das Gesamtprogramm kurzfristig umgeplant und eingedampft werden. Höhepunkt in Zwickau war der Agora-Samstag am 17. September 2023.
Miniaturperformances von Künstler*innen und Theatern des AK OST, die zum Teil unter Beteiligung von Kindern und Jugendlichen erarbeitet wurden, erlebten ihre Präsentationen auf dem Hauptmarkt und im öffentlichen Raum von Zwickau. Der Agora-Samstag wurde mit einer Kunstaktion auf dem Hauptmarkt als Positionierung aller Beteiligten gegen rechte Anfeindungen und Ausgrenzung und als Solidarisierung mit allen Lebensformen begonnen. Die Performances der Künstlerischen Agora mündeten in ein gemeinschaftliches Essen mit Einladung ans Publikum mitten in Zwickaus Zentrum.
Zur Eröffnung des Festivals und an einem weiteren Tag wurden ebenfalls Projekte unter Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen gezeigt.
Der Hauptmarkt und andere Orte wurden von den sechs Studierenden Nils Erik Braun, Natalie Giannopoulos, Mireia Guzmán, Gaétan Langlois-Meurinne, Ellen Schäfer und Joshua Tewes-McCoy vom Studiengang Bühnenbild/Szenischer Raum der TU Berlin entwickelt und gestaltet. Der öffentliche Raum wurde zum interaktiven Austausch- und Begegnungsort für Alle. In den Werkstätten des Theaters setzten die Studierenden ihr Konzept mit Unterstützung des Werkstattleiters Sebastian Blei um.
Beteiligte der Künstlerischen Agora waren:
Atze Musiktheater Berlin, Landesbühnen Sachsen Radebeul (Katharina Groß & Helena Fernandino), Theater Strahl Berlin, schwarzweiß Figurentheater Chemnitz & Pestalozzischule Zwickau, Puppentheater Zwickau und DPFA-Schulen, Juliane Barz und DPFA-Schulen, Löweneckerchentheater Berlin & SOS-Kinderdorf, Lena Wimmer und Lisa Böttinger & Gymnasium Werdau, Marlene Schomburg und Lisa Waizler & Kinderhaus Zwickau Jugendclub vom Theater Altenburg, , Theater Plauen-Zwickau & Humboldt-Schule und Grundschule am Scheffelberg, Bewegungschor vom Staatstheater Cottbus, Peter Scollin
Viele Gesprächsformate luden zum Austausch ein, in Fachgesprächen, einer Assitej-Werkstatt und in Publikumsgesprächen. Zum Teil fanden sie im öffentlichen Raum in der Installation der Studierenden statt.
Zum Auftakt von WILDWECHSEL 2023 in Zwickau veranstaltete der AK OST in Zusammenarbeit mit der ASSITEJ e.V. am 13. September einen Fachaustausch zwischen Kolleg*innen, Jugendlichen und den zwei Referent*innen Dr. Simon Teune, Soziologe an der FU Berlin, und der Performerin und Aktionskünstlerin Elisa Ueberschär. Ausgehend von unserem Festivalthema „Bewegte Zeiten“ interessierte uns die Auseinandersetzung mit dem Zustand der anhaltenden und sich immer wieder neu auftürmenden Krisen unserer Zeit.
Auch das Festival selbst unterlag in seiner Ausgabe 2023 einer eigenen Krise mit weitreichenden Folgen. Zwei Wochen vor Festivalbeginn musste eine ausgesprochene Förderzusage aus dem Büro des Ostbeauftragten von dort aufgrund von Verfahrensfehlern in der Bearbeitung des Antrages zurückgezogen werden. Als größte Position einer Einzelfördersumme wurde ein Loch aufgerissen, dass uneinholbare Folgen für die Programmgestaltung nach sich zog und ausgerechnet zur Absage der Produktion führte, die im Vorfeld in den rechten Netzwerken der rechten Zwickauer Szene Hetzparolen und Anfeindungen ausgesetzt war: der Produktion LECKEN von CHICKS* freies perfomancekollektiv. Darüber hinaus mussten ebenfalls zwei Projekte der Künstlerischen Agora abgesagt, weitere Projekte umgeplant, der Agora-Höhepunkts-Tag am Samstag eingedampft und kurzfristig völlig neu aus der Traufe gehoben werden.
Hatten wir uns konzeptionell die theoretische Beschäftigung mit der Krise ins Haus geholt, hielt sie uns jetzt fest in ihrer Zange. Ein grenzenloses Dilemma, das wir nur selten in einer solchen Komplexität erleben müssen. Die Risse, die diese Situation hervorgebracht hat, sind nicht zugewachsen, nicht verblichen, nicht zu Ende diskutiert und nicht zu Ende ausgehandelt. Wir stecken noch immer mittendrin: in der Krise. Und der Aufarbeitung darüber, wie es gelingen kann, welcher Bedingungen es bedarf, solche Krise in all ihrer Vielschichtigkeit nicht wiederholbar zu machen.
In unserer Konzeption für die ASSITEJ-Werkstatt ging es uns darum, theoretisch auf das Phänomen Krise zu schauen, indem wir mit dem Protestforscher Dr. Simon Teune Ursachen und Ausprägungen von aktuellen Protestbewegungen und damit einhergehende Aktions- und Kommunikationsstrategien reflektieren. Und es ging uns darum, uns nicht dem Abgrund zu ergeben, an den uns Krisen führen können, sondern in den Aktivmodus zu schalten und Impulse zu suchen, mit denen wir in Krisen einen künstlerischen Umgang mit unserem Publikum finden können. Dafür haben wir Elisa Ueberschär eingeladen, das Tool Lecture-Performances in ersten Schritten auszuprobieren.
Kolleg*innen aus dem AK OST berichten von ihren Erfahrungen in der Werkstatt:
Der Titel „Die Krise kann mich mal“ hat mich gereizt. Ich werde dieses Thema bei einem weiteren Festival mit jungen Menschen in Thüringen aufgreifen. Es war mit dem Input des Wissenschaftlers ein leichter, fundierter Einstieg in die Themen „Gesellschaftliche Konflikte und Protestbewegungen“. Es war schön, dass wir dann schnell ins Schreiben kamen zu der Frage, welche Krisen uns zur Zeit am meisten beschäftigen und in einen Austausch über ästhetische Umsetzungen dieser Textansätze kamen. Ein Beispiel aus der eigenen Praxis von Elisa Ueberschär hat uns schnell in einen Kontext verbracht und angeregt über Ansatz, Vorhaben, Form und Publikum zu diskutieren.
Wie immer war die Werkstatt zu kurz, es fehlte die Zeit für eine Weiterführung. Es endete in losen Ideen, die man praktisch ausprobiert. Als Fortführung kann ich mir einen Austausch zu Politik und Kunst vorstellen zu der Frage, für wen die Aktionen in welchem Rahmen sein können, welche Formate und Orte für Themen und Performances wie wirken wie. Und die Frage danach, welche Begegnungen sie ermöglichen und welches Publikum sie erreichen. Und was wollen wir erreichen, wenn wir als Künstler*innen, Vermittler*innen sagen: „Die Krise kann mich mal!“ – wie können wir dies mit unserer Arbeit praktisch verfolgen? – Immer wieder wichtig ist die Gelegenheit, in solchen Werkstätten Kolleg*innen wiederzutreffen und sich miteinander auszutauschen.
Jörn Kalbitz, Dramaturg am Theater der Jungen Welt Leipzig:
Gelegenheit zu finden, einmal aus der Alltagsarbeit aussteigen zu können und mit geschätzten Kolleg*innen in den Denkaustausch gehen zu können, ist immer eine wertvolle Sache. Allein vor diesem Hintergrund war die ASSITEJ-Werkstatt für mich persönlich eine große Bereicherung. Zumal es hier Gelegenheit gab, sowohl Kolleg*innen nach langer Zeit einmal wieder zu sehen, als auch einigen zum ersten Mal persönlich zu begegnen. Den Vortrag von Simon Teune (FU Berlin) habe ich als bereichernden Impuls wahrgenommen, der die Thematik für mich auch noch einmal in einen größeren Kontext gestellt hat – sowohl inhaltlich, als auch künstlerisch. Ein wunderbarer Effekt war dabei auch die parallel stattfindende Gewerkschaftsdemo, die uns verdeutlichte, dass es, bei allem was wir tun, um tatsächliche gesellschaftliche Relevanz geht (gehen muss). Der praktische Teil mit Elisa Ueberschär schloss thematisch gut an den Vortrag an. Für diesen praktischen Teil des Tages war das zur Verfügung stehende Zeitfenster sehr knapp. Hier hätte ich mir etwas mehr Stringenz gewünscht. Aber natürlich kann so ein Tag auch im besten Falle nur Anstöße geben. Ob das Format einer Lecture-Performance im Kontext barrierearmer Kunst-/Kulturangebote das richtige sein kann, ist streitbar und wurde so auch in der Arbeit betrachtet. Vielen Dank an alle, die diese Veranstaltung geplant, organisiert und durchgeführt haben.
Johanna Jäger, Dramaturgin am Theater Junge Generation tjg. Dresden:
Das Gefühl einer Krise war bereits da, bevor die ASSITEJ-Werkstatt und das WILDWECHSEL-Festival in Zwickau begannen. Durch die Vorberichtserstattung zur Performance „Lecken“ von CHICKS*, die für mich aktuelle Themen und Fragen der Repräsentation auf der Bühne infrage stellte, baute der Druck sich bereits auf zu reagieren, aufzustehen, sich zu bewegen. Aber wie und wohin? Die ASSITEJ-Werkstatt „Die Krise kann mich mal“ startete dadurch wohltuend mit einem übergeordneten, wissenschaftlichen Blick auf das Phänomen der Krise und den Umgang damit, mit dem dazugehörigen Soundtrack der Straße, wo die Trillerpfeifen von VERDI ein Beispiellied für Arbeiterkampf lieferten.
Dr. Simon Teune deklinierte in seiner Keynote nicht nur die Definition für Krise und die Reaktionsmechanismen, vor allem beschrieb er die Phasen des Widerstands und des Protests. Ein Zustand, den die meisten der etwa 20 Teilnehmenden im Raum gerade teilten. Jede Protestbewegung unterliegt bestimmten Zyklen, auch Phasen der Regression gehören dazu. Diese Erkenntnis, dass Gruppierungen, die gerade still scheinen, nicht sterben, sondern einem typischen Rhythmus des Protests unterliegen, war hoffnungsvoll.
Elisa Ueberschär brachte die neu gewonnene Motivation dann ins Handeln. Im zweiten Teil ging es nach dem kurzen Kommentar zu Lecture Performances in das Beispiel-Happening „30 Stunden Runder Tisch“. Intervention im öffentlichen Raum? Happening? Lecture Performance? Die Definitionen schienen schnell überflüssig. Viel entscheidender: Wie kommen die Stellungnahmen zu einem theatralen Konzept? Selbstproduzierter Text produzierte bei allen Teilnehmenden unmittelbare Theaterkonzepte. Alle bezogen auf den öffentlichen Raum. Das offene Fenster ließ die Megaphon-Ansagen von draußen direkt in die Inspirationen drinnen einfließen. Aufgetankt waren wir zum Schluss und angereichert mit Ideen zu konkreten Konzepten und der Erkenntnis, wie schnell und wirksam wir alle Lecture Performances umsetzen könnten: Krise, wir kommen!
Anna Fricke, Theaterpädagogin am Theater Altenburg Gera:
Die ASSITEJ-Werkstatt markierte den Start für das WILDWECHSEL-Festival – oder besser gesagt, den Start für den Arbeitskreis OST beim WILDWECHSEL-Festival. Ich habe mich sehr auf das Thema und die Dozierenden gefreut. Leider war das Thema Krisen und soziale Bewegungen aktueller denn je. Den Start der Werkstatt machte ein theoretischer Input, welchen ich als sehr bereichernd fand. Ich hätte mir zur Unterstützung meiner Aufmerksamkeit ein Handout oder eine visuelle Unterstützung gewünscht. Auch eine stärkere Verbindung zur Situation vor Ort hätte ich für den Start des Festivals bzw. der Werkstatt gewünscht. Wir haben im Laufe des Festivals weiter viel darüber geredet, aber da war der Dozent zum Beispiel nicht da, welcher sicherlich nochmal anderen Input oder Gedankenanstöße dazu hätte geben können. Leider muss ich sagen, dass mir der zweite praktische Teil nicht sehr gut gefallen hat. Dafür, dass er praktisch sein sollte, saßen wir eigentlich nur im Kreis und haben gemeinsam Ideen gesammelt. Klar, es gab die Übung des automatischen Schreibens und eine kurze Vorstellung eines praktischen Beispiels. Mir hat aber die Verbindung zu meiner Arbeit gefehlt oder das Kennenlernen einer neuen Methode, die ich anwenden kann. Als Gruppe haben wir tolle, kreative Ideen gesammelt. Die hätte ich gerne direkt ausprobieren wollen, um zu merken, auf was ich selbst bei der Anleitung mit jungen Menschen achten muss. Über diesen Aspekt wurde zwar kurz gesprochen, kam mir aber grundlegend zu kurz: Wie kann ich mit jungen Menschen theatrale Protestaktionen schaffen? Was ich allerdings aus der Werkstatt mitnehme, ist das Potenzial von öffentlichen Plätzen als neue Orte für künstlerische Proteste. Ob ich diese allerdings auch in meiner theaterpädagogischen Arbeit mit jungen Menschen einfließen lassen will, wie ich es in der Werkstatt gezeigt bekommen habe, weiß ich nicht. Die präsentierte Aktion haben zwei professionelle Theatermenschen gemacht und eben keine Laien, mit denen ich hauptsächlich arbeite. Auch die Methode des automatischen Schreibens ist mir bereits bekannt, aber wurde mir durch die Werkstatt nochmal bewusster gemacht. – Für eine weitere ASSITEJ-Werkstatt wünsche ich mir weiterhin eine Kombination von Theorie und Praxis. Für den praktischen Teil wünsche ich mir zusätzlich zu Beispielen und Methoden zeigen auch das selbstständige Ausprobieren.
Die Werkstatt wurde finanziert aus Mitteln der ASSITEJ.
Kein Festival ohne Austausch, Begegnung und Gespräche! Ein Festival ist die Gelegenheit, neue Menschen kennenzulernen, sich aus seinen gewohnten Gesprächskreisen herauszubewegen, andere Gedanken und Erfahrungen kennenzulernen, die Perspektive zu wechseln. Auf dem Hauptmarkt stehen Stühle, die sowohl für Gesprächs- und Begegnungsformate des Festivals, als auch individuell genutzt werden können.
Die Gespräche waren in den Formaten „Wortwechsel“, „Heißredeabende“ oder „Triff die Jury“
Die fünf Festivalproduktionen werden von einer Kinderjury und einer Jugendjury begleitet, analysiert, diskutiert und jeweils eine Inszenierung wird am Ende des Festivals prämiert. Damit die Zwickauer Kinder und Jugendlichen ihre Preise vergeben können, sind sie vorab zusammengekommen, haben sich kennengelernt und in Workshops miteinander ihre Kriterien für ein gelungenes Stück bestimmt. Am Ende wartet die Festivalcommunity auf ihre Entscheidung.
Die Preise:
Kinderjury DINGE DINGEN
Jugendjury ALL DAS SCHÖNE
Sonderpreis LECKEN
zur Änderung des Programms beim Festival WILDWECHSEL 2023 in Zwickau
vom 21.09.2023
Vom 13. bis 17.09.2023 haben wir das WILDWECHSEL-Festival in Zwickau gefeiert. Das Theater Plauen-Zwickau war unser Gastgeber. Wir haben fünf Tage inspirierendes und kraftvolles Theater gesehen, darüber geredet, die KÜNSTLERISCHE AGORA als partizipatives Format im öffentlichen Raum erlebt, getafelt und gefeiert. Zwickau hat uns willkommen geheißen.
Aber es lag auch ein Schatten über allem: Kurzfristig brach eine – als sicher geglaubte –Finanzierung weg. Die Inszenierung LECKEN von CHICKS* freies performancekollektiv konnte somit aufgrund finanzbasierten organisatorischen Gründen nicht auf dem WILDWECHSEL-Festival gezeigt werden. Dies ist besonders fatal, weil es bereits im Vorfeld Anfeindungen aus den rechten Teilen der Gesellschaft gegen das Gastspiel gegeben hat und somit als falsches Zeichen missverstanden werden konnte. Auch Formate der KÜNSTLERISCHEN AGORA mussten abgesagt werden.
Das hat viele Fragen aufgeworfen. Auf zwei HEISSREDEABENDEN, die sich den aktuell vorherrschenden Diskursen, Themen und Belangen des Arbeitskreis OST widmen, haben die anwesenden Mitglieder und andere Festivalteilnehmende intensiv diskutiert. Alle hier Unterzeichnenden wollen sich positionieren und betonen ausdrücklich ihr Bedauern über die Absage des Festivalbeitrages von CHICKS* freies performancekollektiv, das wir als wichtige künstlerische Bereicherung für den Arbeitskreis OST und die Theaterkunst für Junges Publikum wertschätzen.
Wir solidarisieren uns mit Betroffenen rechtsradikaler und queer-, homo- und transfeindlicher Gewalt und Hetze – und positionieren uns deutlich gegen derartige Angriffe auf die Teilnahme von CHICKS* freies performancekollektiv beim Festival WILDWECHSEL in Zwickau. Wir erklären uns ebenso solidarisch mit der in Zwickau existierenden diversen Community. Wir sehen es als unsere Aufgabe, auch freie Kollektive unseres Arbeitskreises stärker zu unterstützen und gegen Anfeindungen zu schützen.
Gerade jetzt, in Zeiten, wo die Umfragewerte rechter- und rechtskonservativer Parteien in die Höhe schnellen, brauchen wir Kunst für Kinder und Jugendliche, die sich mit Themen beschäftigt, die polarisieren, die Anlass bietet, sich kontrovers auseinanderzusetzen mit der Welt, in der wir leben, die es möglich macht, neue Perspektiven kennenzulernen. Das ist nachhaltige Demokratieförderung!
Umso wichtiger ist es, dass das Festival WILDWECHSEL, welches genau diese Kunst ins Scheinwerferlicht rückt und jenseits der Metropolregionen einem jungen Publikum zugänglich macht, finanziell auf sichere Füße gestellt wird. Der Arbeitskreis OST wird sich noch stärker dafür einsetzen und dafür brauchen wir Unterstützung von allen Seiten! CHICKS* haben am Sonntag einen Sonderpreis der Jugendjury erhalten. Dazu gratulieren wir ganz herzlich und sehen es ebenso als ein Zeichen der Solidarität des WILDWECHSEL-Festivals.
Im Herbst 2024 plant das Theater Plauen-Zwickau kurz vor der sächsischen Landtagswahl ein Projekt zu initiieren, welches sich mit den Themen Diversität, Queerness und Toleranz auseinandersetzt. Wie schon beim Festival werden theatrale Aktionen von, für und mit Kindern und Jugendlichen in Zwickau für Aufmerksamkeit sorgen. Darauf freuen wir uns. Kommt alle!
Liste der Unterzeichnenden
als Arbeitskreis OST-Sprecher*innen:
Juliane Barz
Karen Giese
Christoph Macha
als Künstlerische Festivalleitung:
Karola Marsch
als Arbeitskreis OST-Mitglieder aus dem Bundesland Sachsen:
ciacconna clox e.V. (Leipzig)
Die Theater Chemnitz
Landesbühnen Sachsen (Radebeul)
schwarzweissfigurentheater (Chemnitz)
Theater der Jungen Welt Leipzig
Theater Plauen-Zwickau
Theater 7schuh (Görlitz)
tjg. theater junge generation Dresden
VEB VereinsEigeneBühne (Chemnitz)
als Arbeitskreis OST-Mitglieder aus dem Bundesland Thüringen:
Deutsches Nationaltheater und Staatskapelle Weimar
Erfreuliches Theater (Erfurt)
Landestheater Eisenach
Meininger Staatstheater
Stellwerk Weimar e.V.
Theater Altenburg Gera
Theater Nordhausen / Loh-Orchester Sondershausen GmbH
Theater Waidspeicher e.V. (Erfurt)
Theaterhaus Jena gGmbH
als Arbeitskreis OST-Mitglieder aus dem Bundesland Sachsen-Anhalt:
Anhaltisches Theater Dessau
Bühnen Halle | Thalia Theater
Puppentheater Magdeburg
Theater der Altmark Stendal
Theater Magdeburg
als Arbeitskreis OST-Mitglieder aus dem Bundesland Brandenburg:
Hans Otto Theater GmbH (Potsdam)
neue Bühne Senftenberg
Piccolo Theater Cottbus gGmbH
Theater des Lachens, Frankfurt (Oder)
Theater HAVARIE (Potsdam)
T-Werk (Potsdam)
als Arbeitskreis OST-Mitglieder aus dem Bundesland Berlin:
akarena Kindertheater
Astrid-Lindgren-Bühne im FEZ
ATZE Musiktheater
Das Weite Theater für Puppen und Menschen e.V.
DIE PYROMANTIKER@BERLIN - Feuerwerktheater
florschütz & döhnert
GRIPS Theater
LÖWENECKER-THEATERCHEN
PLATYPUS THEATER
THEATER AN DER PARKAUE, Junges Staatstheater Berlin
THEATER IM GLOBUS, Berlin und Leipzig
Theater o.N.
Theater Strahl
ZIRKUSMARIA
als weitere Festival-Teilnehmer*innen:
Hanna Kawalek
Dirk Löschner (Intendant des WILDWECHSEL-Festival austragendem Theaters)
Joanna Mandalian
Sebastian Mauksch
Sofie Neu
Nikola Schellmann
Peter Scollin
Jutta Maria Staerk (als stellvertretende Vorsitzende der ASSITEJ)
Eva Stöhr